«Digital Assets, Blockchain und Krypto werden in Zukunft unser aller Leben beeinflussen – auch jenes der Bergwelt»
Nina Röhrs ist Gründerin von Roehrs und Boetsch, Expertin für Kunst im Digitalen Zeitalter und lebt seit Juni im Engadin. Nicolo Stöhr, gebürtiger Oberengadiner, ist CEO der Crypto Finance Conference St. Moritz (CfC St. Moritz) und Initiator der CfC St. Moritz PUBLIC DAYS, die diesen Herbst zum ersten Mal stattfinden. Beide bringen den Einheimischen und Gästen im Engadin die Themen Digital Assets, Blockchain und Krypto auf vielfältige Weise näher. Ihre Arbeit und unsere Partnerschaft ist auch für den zukünftigen InnHub La Punt von grossem Interesse.
Nina und Nicolo, wie seid ihr zum Thema Blockchain und Krypto gekommen?
Nicolo: Das erste Mal habe ich 2014 bei einer Pokerrunde von Bitcoin gehört, habe dies aber nicht weiter verfolgt. Im Rahmen meines Studiums in Business Innovation habe ich mich mit verschiedenen Innovationen auseinandergesetzt und für verschiedene Technologien interessiert. Im Jahr 2017 habe ich dann das Whitepaper von Satoshi gelesen und mich mit dem Thema auseinandergesetzt.
Nina: Ich bin 2018 / 2019 das erste Mal mit den Themen Blockchain-Technologie, Krypto-Kunst und NFTs in Berührung gekommen. Damals gab es erste Kunstausstellungen und einige innovative Sammler und Kuratoren sind auf mich zugekommen und haben vorgeschlagen, gemeinsam eine Ausstellung zum Thema Krypto-Kunst zu realisieren. 2020 war es dann so weit: Wir haben eine erste Ausstellung mit der kanadischen Künstlerin Lorna Mills gezeigt – in Form eines NFT-Adventskalenders. Seitdem hat mich das Thema nicht mehr losgelassen. Derzeit berate ich verschiedene Kulturinstitutionen und arbeite daran, die Potenziale der Blockchain-Technologie in das Geschäftsmodell von Roehrs & Boetsch zu integrieren.
Die Engadiner Bergwelt und die Kryptowelt - wie passt das zusammen?
Nicolo: Wir leben heutzutage in einer anderen Welt als noch vor 15 oder 20 Jahren. Durch die Digitalisierung ist alles miteinander verbunden – egal ob man in den Bergen wohnt oder in der Stadt. Innovationen sind nicht mehr nur lokal spürbar und wirken sich nur in einzelnen Bereichen auf das Leben aus, sondern betreffen sämtliche Lebensbereiche. Und genau das ist auch bei Digital Assets, Blockchain und Krypto der Fall. Das Thema ist nicht auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt (sowohl technologisch als auch regional), sondern wird in Zukunft unser aller Leben beeinflussen – auch jenes in der Bergwelt.
Nina: Um ein Beispiel zu nennen: Digitale Handelsplattformen erleben seit COVID-19 einen Boom. Im Kunstbereich gab es jedoch immer eine gewisse Zurückhaltung gegenüber Online-Käufen. Dank der Blockchain-Technologie und der zunehmende Etablierung digitaler Kunst sieht dies nun aber ganz anders aus. Native digitale Kunstwerke (gehandelt als NFTs) etablieren sich mehr und mehr als eine Asset-Klasse mit grossem Potenzial. Dieser noch sehr junge Markt eilt derzeit von Preisrekord zu Preisrekord und immer mehr Menschen finden Interesse und auch uneingeschränkten Zugang – völlig unabhängig von ihrem eigenen physischen Standort.
Nina, du bist im Bereich der Digitalen Kunst tätig. Kannst du uns die Verbindung zwischen Kunst und Blockchain-Technologie erklären?
Nina: Künstler(innen) haben schon immer verschiedene «Werkzeuge» und «Materialien» benutzt, um ihre Kunst zu kreieren. Wir alle erleben und erzeugen unsere Realität in zunehmendem Masse an den Bildschirmen von Computern und mobilen Geräten. Dasselbe gilt auch für viele Künstler. Anstelle von Pinsel, Farbe und Leinwand nutzen sie heute oft Software, Programmiersprachen und den Computer. Am Ende dieses Prozesses steht in der Regel eine digitale Datei. Ein NFT – Non Fungible Token – ist, einfach beschrieben, nur ein Vehikel, das diese digitale Datei handelbar macht. Über das Kunstwerk selbst sagt der Begriff NFT nicht viel aus. Deshalb ist der Begriff NFT-Kunst auch missverständlich. Wenn ein Künstler jedoch ein Kunstwerk kreiert, bei dem die Blockchain-Technologie und das Werk miteinander verschmelzen, dann spricht man von Blockchain- oder Krypto-Kunst. Ein Beispiel hierfür sind interaktive Werke, auf die der Besitzer Einfluss nehmen kann, indem er Transaktionen auf der Blockchain ausführt. So wechselt zum Beispiel die Farbe der Bildhintergrunds auf Wunsch des Besitzers oder einzelne Gegenstände können verändert werden.
Nicolo, welches Ziel verfolgt ihr mit den CfC St. Moritz PUBLIC DAYS diesen Oktober und was führte zu dieser Idee?
Nicolo: Aufgrund der Relevanz und des zunehmenden Bewusstseins für die Thematik sind wir der festen Überzeugung, dass die Zeit für die breite Öffentlichkeit gekommen ist, sich mit dem Thema und der Industrie auseinanderzusetzen. Digital Assets, Blockchain und Krypto werden unser Leben in Zukunft (mit-)beeinflussen und deshalb halten wir es für wichtig zu verstehen, worum es dabei geht. An den CfC St. Moritz PUBLIC DAYS wollen wir mit Vorträgen und Diskussionen Zugang und Einblicke in diese Welt ermöglichen, Basiswissen darüber vermitteln, Anwendungsmöglichkeiten der neuen Technologien erklären sowie den aktuellen Stand und die Entwicklungen der Branche aufzeigen. Wichtig hierbei zu erwähnen ist, dass die Veranstaltung kostenlos ist und jede und jeder teilnehmen kann – unabhängig von Ausbildung und Hintergrund.
Was sind eure Visionen & Pläne für das digitale Engadin und für die Zusammenarbeit mit dem InnHub La Punt?
Nina & Nicolo: Wir sehen unsere Rolle einerseits in der persönlichen Wissensvermittlung, denn Unwissen führt oft dazu, dass man sich vor etwas fürchtet, das man nicht kennt. Gleichzeitig wollen wir Menschen zusammenbringen und das Engadin als attraktiven Standort für Unternehmen positionieren. Dabei spielt der InnHub für uns eine wichtige Rolle. In Zusammenarbeit mit dem InnHub können wir interessierten Unternehmen alle infrastrukturellen Voraussetzungen bieten, die diese benötigen, um im Engadin zu arbeiten. Wir sehen den InnHub als aktiven Partner, mit dem wir neben der Gewinnung interessierter Unternehmen auch Veranstaltungen organisieren und Menschen zusammenbringen können.
Ein Beispiel für eine solche Veranstaltungen könnte eine praktische Einführung in die Blockchain-Technologie, Kryptowährungen und Digital Assets sein. Die CfC St. Moritz PUBLIC DAYS bieten nun eine erste Möglichkeit, gemeinsam in diese und andere Themen einzutauchen.
Interview
Andrina Brunner, Leiterin InnHub PopUp und Neue Projekte bei miaEngiadina
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*Titelbild: Unsplash